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Veröffentlichte Bücher: "Life on the Line - The heroic story of Vicki Moore" von Matilda Mench und "Rettet den Gnadenhof" von D.L.M. Mench, sowie Gute-Nachtgeschichten für Kinder usw.

Dienstag, 31. Oktober 2017


Von Duisburg nach Mafia Island


Begegnung mit einem Hai-Forscher






„Haie haben ein Image-Problem“, sagt Jens Paulsen. 
Der Homberger Meeresbiologe hat verblüffende Statistiken auf Lager: So werden mehr Leute durch Selfies verletzt, als durch Haie. Es gibt viel mehr Kuhangriffe auf Menschen, als Hai-Angriffe. Es ist sogar wahrscheinlicher, dass man von einem Menschen durch einen Biss verletzt wird, als von einem Hai. Seiner Meinung nach handelt es sich bei Unfällen mit Haien eher um Missverständnisse zwischen Mensch und Tier.

Jens Paulsens spezielles Interesse gilt allerdings dem größten Fisch unseres Planeten: dem Walhai. Diese bisher noch wenig erforschte Art ist bereits vom Aussterben bedroht.

Die nicht aggressiven Tiere hat er rund um eine kleine Insel studiert, die den kuriosen Namen „Mafia Island“ trägt und im indischen Ozean vor Tansania liegt.

Wie kommt man in einem Duisburger Stadtteil darauf, ausgerechnet Walhaie zu studieren? Die meisten Leute haben ja noch nicht einmal von den Riesen gehört.

 „Ich wusste irgendwie schon immer, dass ich Meeresbiologe werden will, aber so richtig auf Haie habe ich mich erst während meiner Bachelorarbeit in Südafrika eingeschossen. Dieses Land ist ein wahres Paradies für Haienthusiasten und nach einigen Tauchgängen mit verschiedensten Arten war es auch bereits um mich geschehen. Kurioserweise habe ich mir gedacht, warum arbeite ich nicht direkt mit dem größten Fisch der Welt? Und schon bin ich in der Walhaiforschung gelandet“, sagt er.

Mit seinen Studien möchte er dazu beitragen, dass die Art nicht nur überleben kann, sondern in ihrem Lebensraum nicht durch menschliches Einwirken, wie z.B. Fischerei und Tourismus, bedrängt wird. Seine Devise: „Man kann nur das effektiv schützen, was man auch kennt.“

Daher will der Wissenschaftler im Rahmen seiner Doktorarbeit eine Pilotstudie vor Mafia Island durchführen, um mehr Informationen über das Verhalten und die Lebensumstände der bedrohten Art zu erhalten.

Der technische Aufwand für das Forschungsprojekt ist beachtlich: Ein hoch empfindlicher Sensor wird - für das Tier schmerzlos - an der ersten Hinterflosse angebracht. Außerdem soll eine spezielle Unterwasserkamera zum Einsatz kommen.

Um die technische Ausrüstung anzubringen, muss man ganz nah ran an die Riesen. Ist so ein Walhai wirklich so ungefährlich? Ich stelle mir vor, dass ein Flossenschlag einen mehrere Kilometer weit durchs Meer befördern kann. Von Paulsens Ausbildung als Kung-Fu-Trainer lässt sich das Tier wohl kaum beeindrucken. 


„Walhaie sind mit die entspanntesten und friedfertigsten Tiere die ich je gesehen habe. Es ist eine wahre Freude mit diesen Tieren zu arbeiten. Dennoch gilt hier: Nur gucken - nicht anfassen!, denn Walhaie können auf Berührung teilweise sehr schreckhaft reagieren und beschleunigen dann ziemlich stark, um weg zu kommen. In diesem Prozess kann so eine Schwanzflosse ziemlich viel Wucht aufbauen und man möchte nicht zu nah dran sein. Aber mal ehrlich, ich lasse mich doch auch nicht gerne von Fremden auf der Straße anfassen, und den selben Respekt, den man von seinen Mitmenschen erwartet, sollte man auch diesen Tieren entgegenbringen“, erklärt er.

Eindrücke von seiner Arbeit mit den Walhaien gibt in einem kurzen Video.

Auch eine Drohne zum Zurückholen des Sensors wäre hilfreich, denn wer weiß schon im Vorhinein, wohin und wie weit ein Walhai schwimmt.

Wie schnell schwimmt so ein Gigant eigentlich? Im Video sieht es alles sehr gemütlich aus.

"Eine genaue Durchschnittsgeschwindigkeit ist schwer zu beziffern, aber um so einem Walhai auf der Spur zu bleiben, muss man schon schwimmerisch in Form sein und Flossen sind auch ein Muss. Sobald der Hai dann so richtig Gas gibt, wie z.B. beim Fressen, wird es selbst für uns Forscher schwierig, am Tier dranzubleiben. Da hilft dann nur ein wendiges Boot, welches das Team in gebührender Distanz vor dem Tier absetzt. Die Forschungsarbeit muss dann meistens innerhalb weniger Minuten ausgeführt werden", sagt der Forscher.

Er hat bereits viel eigenes Geld in sein Biologie-Studium an der Universität Bremen und die Arbeit in verschiedenen Meeren der Welt investiert. Um das Walhai-Projekt in vollem Umfang realisieren zu können, benötigt er jedoch finanzielle Unterstützung und sucht nach Spendern, auch über eine Crowd-Funding-Seite, auf der es detaillierte Informationen zum Projekt gibt.

"Natürlich erhalten Spender eine Spendenquittung", versichert er.

Eigentlich ist an ihm ein brillanter Lehrer verlorengegangen. Sein Studium absolvierte er in englischer Sprache und hielt Vorträge im In- und Ausland, wie z.B. in Quatar. Wenn er über sein Thema, die Meeresbiologie spricht, sieht man ihm seine Leidenschaft an. Sowohl Kinder als auch Erwachsene folgen gebannt seinen Ausführungen, wenn er über seine Erfahrungen mit den beeindruckenden Meereskolossen berichtet. Und nicht nur darüber spricht er gerne und geduldig. Arten- und Umweltschutz allgemein sind ihm ein großes Anliegen.

Da ich mich bekanntlich für Klitzekleine Kreaturen interessiere, die mit uns den Planeten teilen, die wir aber oft nicht wahrnehmen, habe ich Jens Paulsen Löcher in den Bauch gefragt. Geduldig hat er das erklärt, was in den zahlreichen Dokumentarfilmen immer nur im Zeitraffer gezeigt wird. So habe ich auch erfahren, dass das Etikett "Dolphin Safe" auf Fischkonserven eigentlich wenig Aussagekraft hat. Wichtig ist immer die Angabe der Fangmethode auf den Thunfisch-Dosen, 
denn wenn Thunfische mit Ringwadennetzen gefangen werden, befinden sich eben noch viele weitere Meerestiere im Netz, die dann auch getötet werden. Einige Produzenten von Dosen-Thunfisch geben die Fangmethode an, jedoch nicht die Hersteller von Katzenfutter. Man sollte dort einmal nachfragen.

Wie soll es weitergehen, wenn die Ergebnisse seiner Forschung vorliegen? Die Behörden vor Ort und die Vertreter der Fischerei- und Tourismusindustrie müssen an einen Tisch gebracht werden, um sicherzustellen, dass sowohl die Interessen der Walhaie als auch derjenigen, deren Lebensunterhalt vom Meer abhängig ist, in Einklang gebracht werden.

„Das wird nicht einfach werden“, sagt Jens Paulsen. „Diese wunderbaren Tiere brauchen allerdings Fürsprecher. Sonst gibt es sie bald nicht mehr. Wissen ist der Schlüssel zum Schutz dieser Tiere, denn obgleich es der größte Fisch der Welt ist, wissen wir lachhaft wenig über diese Tiere.“


Veggie Radio sendete am 25.08.2017 ein interessantes Interview mit Jens Paulsen.

Weitere Infos über Jens Paulsens Forschungsarbeit mit wunderschönen Fotos gibt es bei der KELLNER & STOLL - STIFTUNG


© Matilda Mench 2017


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