Alle mal entspannen – Ist der Burkini wirklich so ein Problem?
Ich muss gestehen, dass ich zunächst nicht wusste, was ein Burkini ist. Google konnte meine Wissenslücke jedoch schnell schließen. Seitdem verstehe ich die ganze Aufregung nicht. Ich frage mich, ob man muslimischen Glaubens sein muss, um einen Burkini tragen zu dürfen, denn ich sehe in dem Ganzkörper-Badeanzug nur Vorteile.
Die zeitlichen und finanziellen Vorteile:
- Man spart viel Zeit und Geld. Um der Hautalterung und schlimmen Sonnenbränden vorzubeugen, muss man massiv in Sonnenschutzmittel investieren und diese auftragen. Es dauert ewig, bis der ganze Körper flächendeckend eingerieben ist. So ganz unbedenklich sind Sonnenschutzmittel laut einem kompetenten Artikel in meiner kostenlosen Fernsehzeitung nicht. Angeblich beeinflussen sie die menschliche Fortpflanzung negativ. Mit Burkini muss man nur Gesicht, Hände und Füße eincremen.
- Man muss sich nicht mehr um Körperbehaarung kümmern. Die Bikinizone oder behaarte Beine müssen nicht mehr aufwendig chemisch oder mechanisch freigelegt werden. Man spart sich zunächst Schmerz und später lästiges Jucken, wenn alles nachwächst.
- Man soll in der Sonne eine Kopfbedeckung tragen, um einem Sonnenstich vorzubeugen. Sonnenhüte oder Baseball-Caps werden im Schwimmbad oft vergessen oder verloren. Beim Burkini hat man die Kopfbedeckung immer dabei.
- Es ist hygienischer. Abfallende Hautschuppen gelangen nicht ins Wasser, sondern verbleiben in der Kleidung.
Der visuelle Vorteil:
Mal ganz ehrlich: Wer hat schon eine Copacapana-Figur und sehen im Bikini wirklich gut aus? Dem durch die Werbung aufgebauten Druck nach dem perfekten Körper, können viele auf Dauer nicht standhalten und genieren sich, ihren Body in aller Öffentlichkeit vorzuzeigen. Wie oft bin ich neidisch auf die Badeanzüge, die man in alten Spielfilmen sieht. Was konnten die Frauen damit alles kaschieren? Zellulite, Fettpölsterchen, Hautverfärbungen, Krampfadern, Besenreiser. Vermutlich kann man mit dem Burkini je nach Material den Körper auch formen, den Hintern und den Busen anheben und was sonst noch alles hängt und sich vorwölbt, an die passende Stelle packen.
Vielleicht wäre es auch keine schlechte Idee, auch einen Burkini für Männer herzustellen? Die meisten Männer sind nicht so kritisch mit ihrem Körper, wie wir Frauen. Was man da im Freibad oder am Baggersee häufig zu sehen bekommt, ist nicht sonderlich anregend. Oft kann man dem Anblick von Fleischwülsten und schiefgegangenen Ganzkörper-Tatoos auch durch Herumdrehen nicht entgehen, wenn rechts und links so ein Typ liegt. Nee, muss absolut nicht sein! Ein Burkini für Männer würde uns das ersparen.
Ich möchte hier nicht zur neuen Keuschheit und Prüderie aufrufen. Allerdings verläuft diese Diskussion erneut auf Kosten der Frauen, für die der Burkini die einzige Möglichkeit ist, um überhaupt am Strandleben teilnehmen zu können.
Wenn sie in ihrer üblichen Bekleidung zwischen den Sonnenanbetern sitzen, ist es denen auch nicht recht, oder? Wieso wird auf mir nicht herumgehackt, wenn ich – hautschutzbedingt – mit großem Sonnenhut, langärmligen T-shirt und bedeckten Beinen im Schwimmbad sitze? Da wird wieder einmal mit zweierlei Maß gemessen.
Wenn der Burkini unser größtes Problem ist, ist die Welt noch in Ordnung. Die Warnungen der Regierung vor analogen oder digitalen Katastrophen mit der gleichzeitigen Aufforderung, Lebensmittel zu bunkern, kann man dann getrost als Lachnummer im Sommertheater abtun.
Frankreich erlaubt seit heute erfreulicherweise das kontroverse Kleidungsstück. Hoffentlich sieht man das in anderen Ländern - und auch in Deutschland - genauso.
Wo bekommt man überhaupt Burkinis?